Kann sich Deutschland bei Olympia rehabilitieren?

Die Fußball-Europameisterschaft ist Geschichte. Bei Olympia rollt der Ball.

02.08.2021 11:58 Uhr

Teile diesen Artikel mit deinen Freunden:

Während sich Portugal als Titelverteidiger von 2016 schon früh aus dem Turnier verabschieden musste, spielte Italien groß auf. 2016 waren sie noch gegen Deutschland im Viertelfinale gescheitert, doch diesmal klappte es mit dem ganz großen Erfolg. Nach dem dramatischen Sieg über England im Elfmeterschießen richtet sich das Augenmerk der Fans nun auf das nächste große Turnier.
Dieses findet bereits vom 22. Juli bis 7. August 2021 bei den Olympischen Spielen in Japan statt. Dort treten 16 Mannschaften an, um die Goldmedaille zu erringen. Deutschland ist mit dabei und hat die Chance, sich für das magere Auftreten bei der EURO 2020 zu rehabilitieren. Trainer Stefan Kuntz führt seine Mannschaft bereits zum zweiten Mal zu Olympischen Spielen. Vor wenigen Tagen präsentierte er seinen Kader für das Turnier.

Der Druck steigt

Für die nominierten Spieler selbst bedeutet das Antreten bei den Olympischen Spielen in Japan zwar einerseits eine große Ehre, andererseits jedoch auch eine große Belastung. Schließlich waren bereits die beiden letzten Saisons eine große Herausforderung. Doch der ohnehin schon überfüllte Spielplan wird nun noch weiter voll gepfercht. Nach einer langen Saison folgte direkt im Anschluss die Fußball-Europameisterschaft. Wenig später starten die Olympischen Spiele, die fast nahtlos in die neue Saison der Deutschen Fußball-Bundesliga münden.

Doch diese hält, neben den europäischen Turnieren und dem DFB-Cup, auch noch die Qualifikation für die nächste Fußball-Weltmeisterschaft bereit. Diese wird erstmals während der Saison im November in Katar stattfinden. Was als körperliche Entlastung aufgrund der zu erwartenden Hitze gedacht war, erhöht nun noch einmal den Druck auf die Profis. Kein Wunder also, dass Star-Trainer wie Jürgen Klopp und José Mourinho schon seit einiger Zeit vor einer Überlastung warnen. Ihrer Meinung nach wirkt sich der überfüllte Spielplan auf die Leistungen der Elite-Fußballer aus. Das hat in der Zwischenzeit auch die Wissenschaft bestätigt.

Studien haben gezeigt, dass überlastete Fußballer die hochintensiven Läufe während des Spiels reduzieren. Wie sehr sich die fehlende Regenerationszeit auf die Leistungen auswirken kann, hat nicht zuletzt die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der EURO 2020 unter Beweis gestellt. Doch die Aufgaben werden in den nächsten 18 Monaten nicht weniger werden. Ein Erfolg in Japan könnte allerdings einen gewaltigen Motivationsschub auslösen.

Erfahrung gepaart mit Talent

Zuletzt eroberte Stefan Kuntz mit seinem Team in Rio de Janeiro die Silbermedaille. Die Erwartungen an ihn und seine Spieler sind daher groß. Um diese zu erfüllen, setzt der Trainer auf drei erfahrene Spieler. Mit dabei sind diesmal Max Kruse, Maximilian Arnold, und Nadiem Amiri. Sie sollten Talente wie Niklas Dorsch und David Raum führen und Stabilität ins Spiel der deutschen Mannschaft bringen.
Das wird auch dringend notwendig sein, schließlich hat Deutschland mit Brasilien den Titelverteidiger in der Gruppe D. Dieser wartet bereits zum Auftakt der Gruppenspiele am 22. Juli in Yokohama. Mit der Elfenbeinküste und Saudi-Arabien sollte die Mannschaft von Stefan Kuntz weniger Probleme bekommen. Doch die Aufgaben werden im Zug des Turniers nicht leichter. Klappt der Aufstieg wie geplant, dann warten im Viertelfinale am 31. Juli voraussichtlich entweder Spanien oder Argentinien. Der Sieger spielt am 3. August das Halbfinale, die Entscheidung über den Gewinner der Goldmedaille fällt dann am 7. August in Yokohama.

Max Kruse soll das Team anführen

Die Aussichten für ein erfolgreiches olympisches Fußballturnier sind für Deutschland durchaus gut. Schließlich stehen sieben Spieler des frisch gekrönten U21-Fußball-Europameisters im Kader. Dieser Erfolg ist erst wenige Wochen alt und sollte Motivation genug sein, auch in Japan groß aufzuspielen. Nationaltrainer Stefan Kuntz setzt in seinem Kader vor allem auf einen starken Leitwolf. Ausgerechnet Max Kruse, der schon vor Jahren bei Bundestrainer Joachim Löw in Ungnade gefallen war, soll Deutschland zu Olympia-Gold schießen.
Die Rolle des Leitwolfs liegt dem Routinier. Er füllte sie bereits in der vergangenen Saison erfolgreich aus. Seit seiner Rückkehr in die Deutsche Fußball-Bundesliga hat er seiner Mannschaft Union Berlin mit tollen Leistungen die Qualifikation für den neu eingeführte UEFA Conference League ermöglicht. Nun soll er auch in Japan für Stabilität sorgen und auf dem Platz mit gutem Beispiel vorangehen.

Ein Mann wird die Spiele bei den Olympischen Spielen in Japan besonders genau beobachten. Der neue Bundestrainer Hansi Flick geht bereits im September in die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Flick fördert bekanntlich gerne Talente und wird sich daher auf die Suche nach guten Stürmern machen. Diese hat Trainer-Legende Arsène Wenger kürzlich als die große Schwachstelle der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft identifiziert. Er sieht aktuell keinen Nachfolger für ehemalige Größen wie Gerd Müller oder Jürgen Klinsmann. Die Olympischen Spiele in Japan werden zeigen, ob Wenger Recht behält.

Autor: NP

Dir hat der Artikel gefallen? Jetzt teilen: