Nachwuchs statt Erfahrung: Warum sollten Drittligisten mehr auf junge Talente setzen?

Nach der Umstrukturierung vor 16 Jahren war die 3. deutsche Fußball-Liga primär als Ausbildungsliga gedacht. Doch die Realität sieht vollkommen anders aus.

09.09.2024 16:37 Uhr

Nachwuchs in der 3. Liga

Foto: Nachwuchs in der 3. Liga

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Obwohl immer wieder auch junge Talente zum Vorschein kommen, setzen die meisten Drittligisten in den Kadern lieber auf erfahrene, geprüfte Gesichter. Ob es sich dabei wirklich um den richtigen Ansatz handelt, ist äußerst fraglich: Denn der Fokus auf den Nachwuchs erweist sich häufiger als gedacht als ein echter Volltreffer.

Der Ergebnisdruck ist einfach zu hoch

Die Fußballwelt hat sich über die Jahre stark verändert. Es ist schon lange kein Geheimnis, dass der wirtschaftliche Faktor in vielen Vereinen und Ligen eine entscheidende Rolle spielt. Das bedeutet natürlich auch einen deutlich höheren Ergebnisdruck als früher – selbst in niedrigeren Spielklassen.
Daher ist die Entscheidung der meisten Trainer - lieber auf erfahrene Kräfte zu setzen - auf ganzer Linie verständlich. Schließlich hat man in diesen Fällen deutlich mehr Material, um den jeweiligen Spieler und seine eventuelle Rolle im Team besser einzuschätzen. Anderseits sind jüngere Fußballer um ein Vielfaches anfälliger für Formschwankungen, was sich letztendlich oft in den Ergebnissen widerspiegelt.
Auch außerhalb der Vereine ist man sich dessen bestens bewusst. Das lässt sich insbesondere an den Programmen der geprüften Wettanbieter hier erkennen. Sollte man beispielsweise auf den Aufstiegskampf in der 3. deutschen Liga wetten, wird man schnell feststellen, dass die größten Favoriten in diesem Rennen die Teams sind, die mehr Spieler in ihren Reihen haben, die schon früher gewisse Erfahrungen in solchen Kämpfen sammeln konnten. Selbstverständlich gibt es auch Ausnahmen, aber diese sind grundsätzlich eher selten.

Junge Talente machen sich in vielerlei Hinsicht bezahlt

Teams, die sich in ihren Plänen lieber auf die Nachwuchsausbildung fokussieren, können davon gleich auf mehrere Arten profitieren. Die erste Option liegt klar auf der Hand: Der Verkauf von talentierten Spielern an andere Clubs.
Ein ideales Beispiel dafür ist beim diesjährigen Drittligisten, Viktoria Köln, zu finden. Die Kölner gelten nämlich als eines der Teams, das sich nicht davor scheut, jungen Talenten eine Chance in der ersten Mannschaft zu geben – gleich 9 Eigengewächse im aktuellen Kader. Gleichzeitig leiden die Ergebnisse nicht darunter, da das Team von Olaf Janßen bereits seit sechs Jahren ein stabiler Drittligist ist.
In der letzten Saison waren es die Gebrüder El Mala, Said und Malek. Obwohl beide ihre Ligadebüts gefeiert haben, machte insbesondere Said mit 10 absolvierten Spielen (jeweils ein Tor und eine Vorlage) auf sich aufmerksam. Ihre Leistungen und das große Potenzial wurden vom Stadtrivalen 1. FC Köln bemerkt, sodass die Kasse von Viktoria im Laufe des Sommers so richtig klingelte. Beide wurden nämlich für jeweils 450 Tsd. Euro verkauft, während sie in der laufenden Saison auf Leihbasis für Viktoria am Platz stehen.

SpVgg Unterhaching als ein anderes positives Beispiel

Wie gesagt – der Verkauf von jungen Talenten ist nicht die einzige Möglichkeit für die deutschen Drittligisten, um von der Nachwuchsarbeit zu profitieren. Darüber hinaus gibt es nämlich auch den DFB-Nachwuchsfördertopf für diejenigen, die sich im Spielbetrieb auf die Jugend fokussieren. Das Fördergeld des Verbands wird je nach Einsatzzeit der U21-Spieler in der ersten Mannschaft verteilt. Davon ausgenommen sind natürlich die zweiten Mannschaften der Bundesligisten, wie Borussia Dortmund oder VfB Stuttgart, die ohnehin stark auf den Nachwuchs setzen.
In der Saison 23/24 waren es insgesamt fast 3 Millionen Euro. Den größten Teil davon sicherte sich die SpVgg Unterhaching. Tatsächlich hat Haching mit einer Summe von 760.000 Euro einen neuen Rekord aufgestellt – früherer Rekordhalter war 1860 München mit 640.000 Euro. In die Top 5 schafften es auch der MSV Duisburg (278 Tsd.), Ingolstadt (250 Tsd.), Regensburg (214 Tsd.) und Viktoria Köln (207 Tsd.).
Die Bayern dürfen allerdings auch in der laufenden Saison mit reichlich Fördergeld rechnen, da sie aktuell sogar 15 junge Spieler im Kader haben, die aus den eigenen Reihen stammen. Daher ist Unterhaching sicherlich ein positives Beispiel, dem die anderen Drittligisten folgen sollten.

Bild von Marcin auf Pixabay

Autor: Gast

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