RW Erfurt-Kapitän Pfingsten-Reddig fordert Zusammenhalt

Als Anhänger des Drittligisten RW Erfurt muss man in diesen Tagen wahrlich starke Nerven haben, denn der Saisonstart kann nicht unbedingt für grenzenlose Euphorie sorgen. Mit neun Zählern nach 13 Begegnungen rangiert der thüringische Traditionsverein auf dem vorletzten Tabellenplatz. Dennoch ist die Tabellensituation noch nicht allzu dramatisch, da der Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz nur zwei Punkte beträgt. Erfurts Spielführer Nils Pfingsten-Reddig hat über die derzeitige Situation gesprochen.

13.10.2012 20:07 Uhr

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Gewohnt auskunftsfreudig zeigt sich der erfahrene Mittelfeldspieler und stellt sich ehrlich den zahlreichen auch kritischen Fragen, die sich durch die letzten Wochen ergeben haben. Er drückt seine Sorgen in Worte aus, wenn er versucht den Absturz des ehemaligen DDR-Oberligisten zu begründen: „Die Lage ist katastrophal. Wir sind keine richtige Mannschaft. Häufig reicht ein Gegentor aus, dass wir auseinanderfallen. Da gibt es keine Reaktion, kein Aufbäumen. Uns muss endlich bewusst werden, dass wir uns nur gemeinsam aus dem Sumpf ziehen können.“

Offen spricht er an, dass der Zusammenhalt für das gemeinsame Ziel gestärkt werden muss. Dennoch möchte er nicht explizit von einer zerstrittenen Mannschaft sprechen. Dies teilt er dem „kicker“ mit: „Eigentlich nicht. Natürlich gibt es mal Reibereien. Aber außerhalb des Platzes verstehen wir uns alle recht gut. Nur auf dem Feld verzeihen wir dem Mitspieler keinen Fehler. Statt zu helfen, gehen die Köpfe runter. Wenn jeder nur für sich spielt, kann man keinen Erfolg haben.“

Bekanntlich versucht Trainer Alois Schwartz alles Erdenkliche, damit der RWE wieder zurück in die Erfolgsspur kommt. Deshalb wurde sich auch für ein Kurz-Trainingslager in Bad Wörishofen entschieden. Über die möglichen Gründe und die Vorteile sagt der ehemalige Hannover 96-Kicker: „Es hilft, den Kopf freizubekommen - und aus dem Erfurter Umfeld raus zu sein, wo wir ständig mit der Krise konfrontiert werden. Wir können in Ruhe taktische Dinge verbessern.“

Auch der Profifußball öffnet sich seit einiger Zeit immer mehr für Mentaltrainer, die von den Vereinen verpflichtet werden, um Mannschaften in schwierigen Situationen zu helfen. Hilfreich ist diese Methode definitiv. Auch Pfingsten-Reddig wäre einem Arbeiten mit solch einem Mentaltrainer gewiss nicht abgeneigt: „Ich bin für alles offen, so lange es weiterhilft. Einige Vorträge über mentales Training habe ich gehört. Ich könnte mir vorstellen, dass es was bringt.“

Bundesweit wurde auch über die aggressiven, sowie enttäuschten Erfurter Fans gesprochen, die sich nach der jüngsten 0:3-Heimniederlage gegen die Stuttgarter Kickers negativ zu Wort gemeldet haben. Der Kapitän zeigt durchaus Verständnis für die aufgebrachten Fans: „Ich verstehe sie. Viele geben ihr letztes Hemd, leben für den Verein. Zumindest, dass wir uns den Hintern aufreißen, sind wir ihnen schuldig.“ Dennoch möchte er ganz bewusst nicht einzelne Akteure herauspicken, die für die sportliche Talfahrt verantwortlich sind: „Wir sitzen alle zusammen in einem Boot, haben es alle zu verantworten.“

Pfingsten-Reddig ist von der Stärke seines Teams absolut überzeugt und nennt die Gründe für seinen Optimismus: „Wenn wir unsere Leistung bringen und als Mannschaft auftreten, können wir jeden Gegner in der Liga schlagen. Es bringt doch auch nichts, ständig Verstärkungen zu fordern. Wir haben gute Spieler, die müssen es jetzt beweisen.“ Gleichzeitig warnt er jedoch auch vor einem ähnlichen Fall beim Erzrivalen Carl Zeiss Jena, wo der Abstieg in der letzten Spielzeit folgte, obwohl die Mannschaft grundsätzlich genügend Potential gehabt hätte. Dennoch nennt er auch die Punkte, die seine Hoffnung auf den Klassenerhalt stärken: „Dass auch andere Vereine Probleme haben und das rettende Ufer noch in Sichtweite ist. Das Beispiel Jena warnt uns alle. Ich will das Derby höchstens im Landespokal. Das Bundesland Thüringen darf nicht ganz aus dem Profifußball verschwinden.“ Womit er auch Recht hat, denn RW Erfurt hat vor der Spielzeit sogar Ansprüche auf den Zweitliga-Aufstieg angemeldet. Dies war nach den letztjährigen, guten Platzierungen jedoch auch gerechtfertigt.

Autor: Henning Klefisch |  Quelle: www.kicker.de

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