Amnesty International kritisiert Beckenbauers unbedachte Worte scharf

Es gab immer ein ungeschriebenes Gesetz im deutschen Fußball. So hatte und hat Franz Beckenbauer immer Recht. Da scheint es auch egal zu sein, was er sagt und wie er es kundtut. Nun wird er für seine umstrittenen Aussagen über die Arbeitsbedingungen in Katar massiv kritisiert. Vielleicht hat sich der „Kaiser“ etwas zu voreilig und ohne Fachkenntnis zu dieser heiklen Angelegenheit geäußert.

19.11.2013 16:02 Uhr

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„Bei soviel Ignoranz und Kurzsichtigkeit fehlen mir die Worte“

So hat Regina Spöttl, die Katar-Expertin von Amnesty International nun gegenüber dem Internet-Radiosender „Sport1.fm“ folgendes dazu erklären können: „Bei so viel Ignoranz und Kurzsichtigkeit fehlen mir die Worte.“ Bekanntlich findet das Weltturnier 2022 im Wüstenstaat Katar statt. Immer wieder kamen zuletzt die Gerüchte auf, dass die Arbeitsbedingungen dort unmenschlich sein würden. Zudem sollen auch Menschenrechte verletzt werden. Beckenbauer hingegen hat deutlich gemacht, dass er die Situation gar nicht einmal so drastisch sehen würde. Der Weltmeister von 1974 als Spieler und 1990 als Teamchef ist wie folgt dazu zitiert worden: „Ich habe noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Die laufen da frei rum. Ich bin oft in Katar und habe deshalb ein anderes Bild, das, glaube ich, realistischer ist."

„Herr Beckenbauer sollte mal unseren Bericht lesen“

Komischerweise hat zuletzt sogar Katar selbst eingeräumt, dass auf dem WM-Baustellen zumindest teilweise unmögliche Zustände vorherrschen würden. Die Gastarbeiter müssen unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Spöttl zeigt keinerlei Verständnis für die Aussagen von Franz Beckenbauer: „Darüber kann man auch nicht lachen, weil es ernst gemeint ist. Herr Beckenbauer sollte mal unseren Bericht lesen." In einem 153-seitigen Bericht hat zuletzt Amnesty International die miserablen Zustände der Arbeiter in Katar untersucht. Besonders die „skrupellose Ausbeutung“ der Hilfsarbeiter war ein gewichtiger Punkt, der das ganze Defizit klar umschrieben hat.

Schon 44 tote Gastarbeiter in Nepal

So hat bereits im September die englische Zeitung „The Guardian“ gemeldet, dass auf den Baustellen in Katar 44 nepalesische Gastarbeiter gestorben sind. Nicht wegen Unfällen, sondern wegen unzumutbarer Bedingungen in glühender Hitze haben sie die Arbeit auf den Baustellen nicht überlebt. Auch werden den Arbeitern bei der Einreise ihre Pässe abgenommen, sodass sie keinerlei Rechte mehr besitzen. Auf dem Rücken zahlreicher Unschuldiger wird diese WM 2022 ausgetragen, die eigentlich eine fröhliche Veranstaltung sein sollte. Als Mitglied des Exekutivkomitees war auch Franz Beckenbauer stimmberechtigt. Allerdings hat er damals nicht für den umstrittenen Golf-Staat votiert.

Autor: Henning Klefisch |  Quelle: fussball.de, sport1fm.de

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