Der 1. FC Köln und das Benefizspiel beim Wuppertaler SV

Finanziell ist der 1. FC Köln trotz des jüngsten Helmes-Transfers wahrlich nicht auf Rosen gebettet. Besonders die Meier- und Overath-Ära hat dazu geführt, dass eine neue Bescheidenheit beim stolzen kölschen Verein vom Rhein Einzug halten muss. Nun hingegen hat sich die Situation durch eine clevere Finanzpolitik der neuen Kölner-Verantwortungsträger deutlich entspannen können. Nun tut der FC auch einem anderen schwer angeschlagenen Verein etwas Gutes und bestreitet ein Benefizspiel beim insolventen Wuppertaler SV. Die kompletten Einnahmen werden dem ehemaligen Bundesligisten zukommen. Durch das finanzielle Missmanagement und dem daraus folgenden Lizenzentzug hat auch die Zweitvertretung des 1. FC Köln mit dem Klassenerhalt in der Regionalliga West profitiert.

05.09.2013 10:33 Uhr

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PSV Wesel-Lackhausen und SV Hönnepel-Niedermörmter als Gegner



Derzeit muss man ganz viel Liebe aufwenden, um ein Fan des Wuppertaler SV zu sein. Neben der drohenden Insolvenz macht derzeit vor allem auch ein Auswärtsspielverbot wegen einiger gewaltbereiter WSV-Anhänger bundesweite Schlagzeilen. Zudem muss der stolze Traditionsverein vom „Stadion am Zoo“ in der Oberliga Niederrhein gegen wenig ruhmreiche Mannschaften wie PSV Wesel-Lackhausen und SV Hönnepel-Niedermörmter antreten.Zwischen 1972 und 1975 spielten „Meister Pröpper und Co.“ in der Bundesliga gegen auch damals noch erstklassige Vereine, wie den 1. FC Köln. Nun gibt es ein Gastspiel des aufstiegsambitionierten Zweitligisten.



Glorreiche Wuppertaler und Kölner Vergangenheit



Die Zeiten haben sich kolossal geändert. Vor mehr als 40 Jahren in der Spielzeit 1972/73 war der FC amtierender Vizemeister, war DFB-Pokalfinalist und stand im Achtelfinale des Europapokals. Die Wuppertaler konnten in ihrer Aufstiegssaison auf dem vierten Tabellenplatz stehen und konnten sich in ihrer Premierensaison direkt für den UEFA-Cup qualifizieren. Der unnachahmliche Günter Pröpper konnte mit dem dritten Platz in der Torschützenliste glänzen. Während Köln derzeit auf dem dritten Platz in der 2. Bundesliga steht, musste der WSV auf einer Pressekonferenz im Juni die Insolvenz und den Zwangsabstieg bekannt geben. Derzeit ist es nur äußerst schwer vorstellbar, dass auf absehbare Zeit wieder Profifußball in Wuppertal zu sehen sein wird.



Wuppertaler SV auf dem Weg zu neuen Ufern



Das Spiel gegen den ruhm- und traditionsreichen 1. FC Köln war von langer Hand geplant gewesen,denn WSV-Vorstandsmitglied Achim Weber hat seit dem Lizenzentzug stetigen Kontakt mit Kölns-Jugendkoordinator Frank Schaefer gehalten. Der Klassenerhalt in der Regionalliga für den 1. FC Köln II war allein dem Zwangsabstieg des WSV geschuldet. Schaefer hatte dem Verein mit der weltberühmten Schwebebahn die Hilfe seines Vereins angeboten, welches mit großem Wohlwollen registriert worden ist. So hinterlassen die Kölner dem Wuppertaler SV sämtliche Einnahmen, was zumindest einen fünfstelligen Betrag ergeben wird. Damit könnte das Insolvenzverfahren positiv abgeschlossen werden. Bis zu 500 Zuschauer werden bei Ticketpreisen von zehn Euro erwartet. Der Verein versucht sich neu zu finden und zu ordnen. So hat über mehrere Jahre Präsident Friedhelm Runge als finanzkräfter Geldgeber an der entscheidenden Handlungsposition im Verein agiert. Mittlerweile hat er anderen Leuten das Feld überlassen. Auch der ungeliebte Namenszusatz „Borussia“ ist im Mai auf einer Mitgliedsversammlung abgeschafft worden.



Überwältigende Zuschauerresonanz mit 4000 Fans zum Auftakt



Es gab für den populären Traditionsverein einige Aktionen, die ins Leben gerufen worden sind. Nun also das so wichtige Retterspiel gegen den 1. FC Köln. Ex-Profi Achim Weber zeigt sich sehr angetan von dieser enormen Begeisterungsfähigkeit des Umfelds: „Wir haben in dieser Saison 850 Dauerkarten verkauft, dreimal so viele wie in der letzten Saison in der höheren Liga. Wir haben für die kommende Saison einen Zuschauerschnitt von 750 einkalkuliert – alleine beim ersten Heimspiel waren 4000 Fans.“



„Der Zuschauerzuspruch ist brutal“



Es gibt jedoch auch eine Kehrseite der Medaille. So sind von der Wuppertaler Polizei rund 300 WSV-Fans als gewaltbereit eingestuft worden. Sämtliche Auswärtsspiele des Vereins sind deshalb erst einmal abgesagt worden, da die Aufgaben der Gewaltprävention für einige Oberliga-Vereine zu enorm gewesen wäre. Nun hat jedoch ein Krisengespräch mit der Polizei für ein wenig Beruhigung sorgen können. So sind derzeit nur noch etwa 150 Anhänger des westdeutschen Traditionsklubs gewaltbereit. Das letzte Auswärtsspiel in Rhede verlief ohne größere Zwischenfälle. Die Anhänger haben sich vorbildlich verhalten. Weber findet klare Worte: „Der Zuschauerzuspruch ist brutal. Und jeder weiß, wie er dem Verein mit Fehlverhalten schaden würde.“

Autor: Henning Klefisch |  Quelle: ksta.de

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