Frankreich spielt für die Ehre – und um den Titel

Alles ist hergerichtet für die „Equipe Tricolore“. Mit einer knappen Niederlage gegen Schweden ist der Einzug ins EM-Viertelfinale perfekt. Die letzten beiden Turniere sind die Franzosen torlos bereits in der Vorrunde gescheitert. Besonders das peinliche Ausscheiden bei der WM 2010, als es Possenspiele zwischen Nationaltrainer Domenech und dem Team gegeben hat. Bei der WM 2006 hingegen wurde man noch gemeinsam Vizeweltmeister. Nun soll der Erfolg zurückkehren und zugleich der Stolz der Franzosen.

19.06.2012 16:59 Uhr

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Bayern-Star Franck Ribery hatte es gewiss nicht leicht, denn die Franzosen haben ihn zeitweise verdammt und die Antipathie immer mehr deutlich gemacht. Nun ist der Franzose wieder extrem beliebt bei unserem Nachbar. Die zuvor häufig sehr kritischen Zeitungen preisen den Edeltechniker als „pures Dynamit“ und loben den 29-Jährigen, als einen Spieler, der sich in der Form seines Lebens befindet. Womit sie nicht gerade Unrecht haben dürften, denn die Dribblings und Dynamik, die der sensible Ausnahmekönner bei dieser EM wieder zeigt, zeugen von einem enormen Maß an Selbstbewusstsein und an Lockerheit, die er demonstrieren kann. Nun sehen einige Franzosen in ihm sogar den Erlöser.

Einige nennen ihn sogar den besten Ribery, den es jemals zu bestaunen gegeben hat. Einige Boulevardmedien sehnen sich nach der beeindruckenden Vorstellung gegen die Ukraine nach dem dritten EM-Titel nach 1984 und 2000. Zumindest jedoch sollte die Finalteilnahme realisiert werden, auch wenn da Gegner wie Italien und Deutschland drohen. Zumindest Nationaltrainer Laurent Blanc beweist Realismus, wenn er sagt, dass die Schweden „auf keinen Fall unterschätzt werden dürfen.“

Die Sporttageszeitung „L`Equipe“ hat die klare Forderung: „Baut die Serie auf 26 Spiele aus.“ Eine extrem hohe Erwartungshaltung begleitet das französische Team, denn im ersten Spiel gegen England wurde deutlich, dass im Vergleich zu Spanien und Deutschland vielleicht noch ein Stück fehlen könnte. Gegen Schweden soll nun mit einer anständigen Leistung auch die Konkurrenz aufmerksam werden auf ein Team, welches endlich mal wieder als „geschlossene Einheit“ bezeichnet werden kann.

Auch Franck Ribery ist sichtlich zufrieden, wenn er in einem Interview zugegeben hat: „Ich bin froh, dass ich das Verhältnis zur französischen Öffentlichkeit wiederherstellen konnte.“ So adelte die stets kritische „L`Equipe“ kürzlich: „Das ist der Ribery von 2006 – nur besser!“ Er scheint seinen Frieden mit den Journalisten gefunden zu haben. Der Weg war wahrlich beschwerlich, doch mit Leistung konnte er diesen erfolgreich meistern. Auch ein Indiz dafür, dass Ribery mental gefestigt zu sein scheint.

Es wurde auch Zeit, aber nun kann der erwachsen gewordene 29-Jährige auch endlich einmal zum Führungsspieler reifen. So wurde er von der angesehenen französischen Zeitung „Le Parisien“ als den „großen Bruder der jungen Generation bezeichnet.“

Auch Riberys Berater ist zufrieden, wenn er sagt: „Franck hat Gefallen daran, Anführer zu sein und sich um die Jungen zu kümmern.“ Auch Ribery selbst ist mit sich und der Welt im Reinen: „Es ist schon lange her, dass ich mich im Nationalteam so wohl gefühlt habe.“

Der vielleicht beste Ribery aller Zeiten hat das Potential sein talentiertes Frankreich weit zu führen. In den intensiven Spielen ab dem Viertelfinale wird sich entscheiden, ob das Team auch wirklich Zusammenhalt auf dem Platz zeigen kann.

Autor: Henning Klefisch |  Quelle: www.welt-online.de

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