Irlands Kicker möchten zu Helden mutieren

Die Nationalmannschaft von Irland wird sicherlich kein Offensivfeuerwerk abbrennen. Dafür fehlt die spielerische Klasse. Doch was Kampfgeist und Begeisterung angeht werden die Trapattoni-Mannen alles Erdenkliche in die Waagschale werfen. Das Ziel ist klar: Die KO-Runde soll, wenn möglich erreicht werden. Dafür ist jedoch ein Sieg gegen Kroatien vonnöten.

09.06.2012 17:00 Uhr

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Die Iren werden ein Spiel sicherlich gegen die Kroaten gewinnen. Nämlich das auf der Tribüne, wo am morgigen Sonntagabend in Posen eindeutig die Farbe grün dominieren wird. Die Fans der „irren Iren“ haben keine Kosten und Mühen gescheut. Trotz Wirtschaftskrise haben sie das wenige Geld zusammengespart, um sich diesen Trip nach Polen zu leisten. Irland bei einem großen Turnier ist in den letzten Jahren ein Bild mit Seltenheitswert gewesen, da sich zuletzt vor zehn Jahren für die WM 2002 in Japan und Südkorea qualifiziert werden konnte. Damals waren die Jungs von der grünen Insel Vorrundengegner von Deutschland.



In der letzten Minute schossen sie den Ausgleichstreffer. Endstation war im Achtelfinale gegen Spanien nach Elfmeterschießen. Seitdem glänzt Irland bei kontinentalen und internationalen Turnieren durch Abwesenheit. Die letzte Europameisterschaft, an der Irland teilgenommen hat, war die EM 1988 in Deutschland. Vor der letzten WM in Südafrika 2010 wurden die tapferen Inselkicker durch ein klares Handspiel von Frankreichs Thierry Henry um die Teilnahme gebracht. In beiden Spielen war Irland der WM-Qualifikation näher, verlor jedoch durch Fehlleistungen der Schiedsrichter und Unfairness der gegnerischen Spieler.



Die Taktik ist in diesem Jahr klar. Aus einer kompakten Abwehr soll nach vorne gespielt werden. Mit der 4-4-2 Variante blieb man immerhin in den letzten 14 Partien komplett unbesiegt. Und bot zeitweise sogar ansehnlichen Fußball. Kroaten-Trainer Slaven Bilic, der seinen ersten Vorrundengegner mehrfach beobachtet hat, erklärt folglich: „Sie spielen sehr englisch mit einer Absicherung in der letzten Reihe.“ Die voraussichtliche Aufstellung torpediert diesen Trainergedanken, denn mit Ledger und Dunne werden zwei fußballerisch limitierte, allerdings extrem robuste Akteure in die Innenverteidigung gestellt. Mit dem langjährigen Manchester United-Spieler John O`Shea wird auf der rechten Seite operiert.



Der ehemalige Bayern-Trainer und jetzige Irland-Coach Giovanni Trapattoni erklärt dazu: „Wir sind willensstark und haben Selbstvertrauen.“ Schon am Freitag gab es das erste Training. Dort versuchte er inständig an die Moral seiner Spieler zu appellieren, indem er sagte: „Das sind wir unseren Fans schuldig, die große Opfer bringen, um zur EM zu kommen.“



Kollektive Erleichterung macht sich bei Trapattoni auch breit, weil der 73-Jährige wieder auf seinen Stammkeeper Shay Given zurückgreifen kann. Gegenüber mehreren Medienvertretern erklärte er: „Gott sei Dank ist es nur eine Pause.“ Wenn der 121-malige irische Auswahlkeeper ausgefallen wäre, hätten sich die Sorgenfalten von „Trap“ noch weiter vergrößert, denn die beiden Ersatzkeeper David Forde vom FC Millwall und Keiren Westwood vom FC Sunderland haben zusammen nicht einmal ein Zehntel soviel Länderspiele absolviert, wie die „Legende“ im Tor des Außenseiters. Zum Glück nur eine graue Theorie, denn: „Shay ist fit. Es gibt keine Verletzung“, so der „Mister“ im EM-Quartier.

Autor: Henning Klefisch |  Quelle: diezeit.de

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