Klefisch-Exklusiv: Der deutsche Fußball verlässt sich zu sehr auf Dortmund und Bayern

Die Begeisterung für den deutschen Fußball war in den vergangenen Wochen und Monaten wahrlich enorm. Sicherlich wurde dies auch durch das deutsche Champions League-Finale zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München noch weiter torpediert. Nun ist die allgemeine Stimmungslage nach dem vorzeitigen Vorrundenausscheiden der deutschen U21-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Israel alles andere als gut. Die kritischen Stimmen nehmen zu.

11.06.2013 15:54 Uhr

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„Phasenweise ein Klassenunterschied“

Hansi Flick ist Assistenztrainer von Joachim Löw bei der deutschen A-Nationalmannschaft. Zugleich hat er bei der derzeit laufenden Europameisterschaft auch die Beobachterrolle eingenommen und äußert sich regelmäßig offen und ehrlich auf seinem offenen Blog auf der DFB-Homepage. Dort hat er nun gezielte Kritik am Auftritt des selbst ernannten Titelkandidaten ausgeübt. So hat sich die Mannschaft leider zu häufig für „falsche Lösungen“ entschieden. Zudem sei es den Auswahlkickern „nicht gelungen, ans Limit zu gehen“. Und er garnierte seine massive Kritik mit dem Zusatz, dass „phasenweise fast ein Klassenunterschied“ zu sehen gewesen ist. Besonders die Partie gegen die haushoch überlegenen Spanier hat den sonst so zurückhaltenden Flick zu diesen drastischen Worten offenbar getrieben. Sein Fazit lautet daher: „Der Siegeszug von Bayern München und Borussia Dortmund in der Champions League hat den Blick dafür getrübt, dass auch in anderen Verbänden hervorragende Arbeit geleistet wird.“



Was kommt nach Bayern und Dortmund?

Flick hat zweifelsfrei absolut Recht mit seiner gezielten Kritik. Nun kommt folglich die Frage auf, wie stark der deutsche Fußball denn tatsächlich sein kann. Immerhin waren elf deutsche Nationalspieler dieses Jahr im wichtigsten Finale des europäischen Klubwettbewerbs. Sicherlich haben Dortmund und Bayern in dieser Spielzeit europaweit absolute Maßstäbe setzen können. Allerdings sind in der Europa League bis auf den VfB Stuttgart sämtliche Mannschaften vor dem Achtelfinale bereits ausgeschieden. Schalke hat im heimischen Stadion gegen eine keineswegs unschlagbare Mannschaft von Galatasaray Istanbul den Einzug ins Viertelfinale der Champions League verpasst. Zudem ist das Leistungsgefälle innerhalb der Bundesliga fast schon besorgniserregend. Die nächsten Jahre scheint es auf einen Zweikampf zwischen dem BVB und dem FCB hinauszulaufen mit klaren Vorteilen für den deutschen Rekordmeister aus München.



Zweiter DFB-Anzug passt noch nicht

Die jüngste USA-Reise der deutschen Nationalmannschaft hat sich die Sinnhaftigkeit noch einmal vor Augen geführt. Selbst gegen die fußballerisch nicht gerade hochbegabte Mannschaft aus den USA mussten sich die DFB-Kicker ohne die meisten Dortmund und Bayern-Spieler und die Real-Spieler Mesut Özil und Sami Khedira geschlagen geben. Besonders der Defensivbereich scheint ein konstantes Ärgernis darzustellen. Ob bei der 3:4-Pleite gegen die US-Boys oder beim 4:4 gegen Schweden. So gut die Offensive auch spielt, so anfällig präsentiert sich häufig die Verteidigung.



Letzter Nachwuchs-Titelgewinn liegt bereits vier Jahre zurück

Der letzte Titelgewinn von U-Mannschaften liegt bereits vier Jahre zurück. 2009 konnte sowohl die deutsche U17 als auch die U21-Nationalmannschaft den Europameistertitel feiern. Die U17-Mannschaft konnte bei der WM 2011 in Mexiko immerhin noch den dritten Platz holen. Die deutsche U19-Nationalmannschaft hat am gestrigen Montag durch eine 0:1-Niederlage gegen die Niederlande die Teilnahme an der kommenden Europameisterschaft vom 20. Juli bis zum 1. August in Litauen verpasst.



Talentierte DFB-Youngster rücken nach

Dennoch sollte keinerlei Panik beim DFB aufkommen in Sachen Perspektivlosigkeit hinsichtlich des Nachwuchsbereiches. Gegenüber „Sport1.de“ hat U21-Spielführer Lewis Holtby deutliche Worte gefunden: „Ich bin überzeugt, dass das kein Rückschritt war. Das sieht man ja schon daran, wie viele junge Spieler schon im Stamm der Nationalmannschaft spielen. Ich sehe eine rosige und gute Zukunft für Deutschland.“ Mit Leon Goretzka, Max Meyer, Innenverteidiger-Talent Matthias Ginter, Emre Can oder der hoffnungsvoll veranlagte Julian Draxler gibt es vielversprechende Alternativen für die Zukunft. Deshalb sollte beim DFB ein wenig mehr Realismus zukünftig einkehren.

Autor: Henning Klefisch |  Quelle: sport1.de

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